Naturkräuter – Unkraut

Unkraut ist ein unschönes Wort, es wird aber von vielen Gärtnern immer noch verwendet, um Pflanzen zu beschreiben, die ihre fein säuberlich gepflegten Beete oder den englischen Rasen stören.

Die Pflanzen, die heutzutage Zuchtblumen und Kulturgemüse weichen müssen, waren früher noch Kernbestandteil einer gesunden Ernährung. Unsere Vorfahren nutzten viele wilde Pflanzen als Nahrung, Würzmittel und auch als Heilmittel.
Sie werden von vielen Gärtnern verflucht, bekämpft und vernichtet, dabei wird oft übersehen, dass genau diese Pflanzen mehr Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe enthalten als das geliebte Kulturgemüse.

Der Schweizer Kräuterpfarrer Johann Künzle sagte einmal:
Wenn die Menschen das ‚Unkraut‘ nicht nur ausreissen, sondern einfach aufessen würden, wären sie es nicht nur los, sondern würden auch noch gesund.

 

Die Brennnessel – Urtica dioica – Heilpflanze des Jahres 1996
„Die kann man doch an jeder Ecke ausgraben!“ ist oft der erste Kommentar, Sekunden später gefolgt von „Wer will die schon im Garten haben …?“
Zwei Reaktionen, die bei uns immer wieder auftreten und nachdenklich stimmen.

Wie kann denn eine derart nützliche Heilpflanze so in Ungnade geraten? Liegt es an den kleinen gemeinen Brennhaaren, an den unangenehmen Erinnerungen von Stürzen in Brennnesselhorste? An der allgemeinen Verfügbarkeit „was an jeder Ecke umsonst wächst, kann nichts wert sein“? Oder an der enormen Wuchs- und Ausbreitungsfreude der Pflanze, welche einem Kraut sofort den Stempel des UN-Krauts aufdrückt, das auf jeden Fall im Garten bekämpft werden muss? im Frühjahr jedenfalls ist sie eine der besten Zutaten für einen frischen Vitaminkick nach der langen Winterpause. Brennnesseltee ist längst in den Regalen der Supermärkte angekommen. In einer Mischung mit grünem Tee sogar als ‚Detox‘-Variante angepriesen. In entschlackenden Frühjahrssuppen ist sie schon seit Urzeiten eine wichtige Zutat und unsere Vorfahren, die um den hohen Vitamingehalt dieser Pflanze wussten, mischten sie grosszügig unter den Spinat.

In Versuchen wurde ebenfalls festgestellt, dass viele aromatische Kräuter, z.B. Engelwurz, überhaupt Doldenblütler und Pfefferminze, wesentlich mehr ätherische Stoffe entwickeln, wenn eine Brennnessel daneben wächst.
Bei Berührung der frischen Pflanze brechen die kugelförmigen Spitzen der Brennhaare ab, so dass ihr Inhalt (Ameisensäure, biogene Amine und weitere, noch nicht bekannte Substanzen) in der Haut freigesetzt wird. Dies bewirkt das typische Brennen sowie die Rötung auf der Haut.

Die Brennnessel als echte Nährstoffbombe und Bakterienbremse:
Enthält mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte und ist zudem reich an Mineralien wie Eisen, Kalium und Magnesium und sekundären Pflanzenstoffen wie den Flavonoiden. Die Flavonoide sorgen zusammen mit dem Kalium für die entwässernde , entschlackende und blutreinigende Wirkung der Blätter. Überraschenderweise sind Brennnesseln auch eiweissreich, sodass die Blätter durchaus Mehrwert haben und es sich lohnt, sie ebenfalls in der Küche auszuprobieren.
Tee oder Saft aus Brennnesselblättern und -kraut  bringen den Körper auf Trab, und werden gegen rheumatische Beschwerden, entzündliche Gelenkerkrankungen, Harnwegsentzündungen und Nierengries angewendet. Extrakte der Brennnessel erleichtern das Wasserlassen bei anfänglichen Prostatabeschwerden und die Beschwerden bei einer Reizblase.
Tipp: Tee aus getrockneten Brennnesselblättern schmeckt leicht muffig, darum etwas Zitronenabrieb dazugeben, dadurch schmeckt er fast spritzig.

Superfood Brennnesselsamen?
Von der Brennnessel kann theoretisch jeder Teil verzehrt werden, und so wundert es nicht, dass die Naturheilkunde seit Generationen auch die Brennnesselsamen empfiehlt. Angeblich sollen sie auf Männer und Frauen gleichermassen aphrodisierend wirken. Nicht nur deshalb werden die Samen heute als Superfood angepriesen: Auch ihr hoher Eiweissgehalt bei geringem Fettanteil machen Brennnesselsamen attraktiv.
Wie vorgängig erwähnt, gibt es schon seit Urzeiten verschiedene Rezepte mit Brennnesseln. Eine noch recht unbekannte Variante aus dem Bereich der ‚Wildnis-Küche‘ sind Brennnessel-Chips. Kinder, die diese einmal selbst über dem Lagerfeuer gebruzzelt und anschliessend genascht haben, werden das so schnell nicht vergessen.

Brennnessel-Chips:
Brennnesselblätter für ca. 3-5 Sekunden in heissem Fett frittieren.
Etwas abtrocknen lassen, …
… nach Geschmack würzen, z.B. mit Salz und Paprika …
… und dann genüsslich auf der Zunge zergehen lassen. Super!
Ein Snack mit einem Hauch von Abenteuer!

Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und bleiben Sie gesund.

Karin Mäder und Elisabeth Brändli-Bärtschi

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